Statt Campingplatz (WBMv3, Rom), Hackerspace (WBMv2, Brüssel; WBMv7, Leipzig) oder Universität (WBMv6, Aalborg; WBMv9, Porto), wurde es dieses Jahr etwas feierlicher: Für das zehnjährige Jubiläum bezogen die Entwickler, Ingenieure, Wissenschaftler und Aktivisten aus aller Welt ein Museum im Herzen Wiens, das Volkskundemuseum Wien. Doch woran entwickeln sie? Und was hat das ganze mit Völkerkunde/-verständigung zu tun? Zwei Mitglieder des Chaotikum e.V. waren da und berichten.
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Das „Wireless Battlemesh“ ist ein informelles Turnier mit sozialem Charakter: Es bietet Entwicklern von Mesh-Routing-Protokollen, wie sie zum Beispiel in Freifunk-Netzen zum Einsatz kommen, die Möglichkeit, ihre Protokolle gegeneinander antreten zu lassen und zu vergleichen. Aber auch für viele Akteure rund um Mesh-Netzwerke, ist diese internationale Veranstaltung der jährliche Anlaufpunkt um Ideen, Erfahrungen und Ansätze auszutauschen. Hier treffen OLSR auf BABEL und BATMAN Entwickler, Freifunker auf Aktivisten aus Lateinamerika, Netzwerkentwickler aus den USA auf europäische Forscher.
In 10 Jahren Battlemesh hat sich im Bereich der Mesh-Netzwerke einiges getan. Und ein nicht unbedeutender Teil kam hierbei auch aus Lübeck: Was damals noch mit Spielereien (im wahrsten Sinne des Wortes: Eine Runde Alien Arena über ein Mesh-Netzwerk in einem Keller Gang der Uni) insbesondere aus der MetaMeute heraus begann, entwickelte sich schnell zu handfesten Tests und Fehlerberichten an Entwickler. Bis hin zu namenhaften Neuentwicklungen aus dem Nobreakspace heraus, wie zum Beispiel Protokollerweiterungen für „BATMAN Advanced“, einem Prototypen für Layer 3 Roaming, dem „l3roamd“, und nicht zu letzt einem Firmware-Framework, „Gluon“, welches zur Zeit von über 300 Freifunk-Communities auf über 35 Tausend Geräten genutzt wird und rund um die Uhr im Einsatz ist.
Daher war es nun an der Zeit, diese Arbeit auch einem breiteren, internationlen Publikum vorzustellen. Hierfür reisten zwei Entwickler und Mitglieder des Chaotikum e.V. für den Austausch nach Wien und hielten zwei Vorträge, die auch live dank Technik des Funkfeuer und Chaos Computer Club ins Internet gestreamed werden konnten:
Scaling Layer 2 Mesh Protocols - 1000 nodes and beyond with Gluon and batman-adv: Dieser Vortrag beschrieb die neuesten Entwicklungen für batman-adv sowie dessen Integrierung in Gluon, mit der aktuell Netze teilweise von bis zu 1000 Knoten bei Freifunk realisiert werden.
Gluon - A Modular Framework for Your Wireless Mesh Community: Dieser Vortrag beschrieb die Features und den aktuellen Entwicklungsstand von Gluon und war hiermit der erste, öffentliche Vortrag über Gluon vor einem größeren, internationalen Publikum.
Es stellte sich heraus, dass insbesondere letzterer ein Vortrag war, der genau zum richtigen Zeitpunkt kam: Denn es folgte ein sehr fruchtbarer Austausch und Kennenlernen zwischen Entwicklern von Gluon und LibreMesh, einem weiteren, jungen Mesh-Firmware-Framework. LibreMesh wird zur Zeit insbesondere in Lateinamerika von „Altermundi“ zum Aufbau und zur Vernetzung ländlicher Gebiete dort benutzt. Und auch ein von Gluon unabhängiger Vortrag zu Autoupdates mit entsprechender Implementierung (Signed Autoupdates for your Zoo of Embedded Devices done right - How to avoid work and lost nodes) zeigte, dass Gesprächsbedarf auch in diesem Bereich dringend notwendig war und nicht unbedingt allen bekannt war, dass Gluon bereits einen Autoupdater besitzt und benutzt. So konnte sich nach diesem rege über die Vor- und Nachteile der beiden Implementierungen im Anschluss ausgetauscht werden konnte.
Hierbei wurde auch wie jedes Jahr wieder deutlich, dass es im Grunde nicht nur um die technischen Aspekte geht. Sondern insbesondere auch um die Verständigung und Verständnis der Probleme, die wir mit Technik versuchen zu lösen. Und das diese sich auch von Kontintent zu Kontintent, von Land zu Land und von Region zu Region unterscheiden können. Es sich aber auch immer wieder lohnt, Gemeinsamkeiten und geimensame Ziele zu suchen und zu finden um Kräfte zu bündeln. Das Wireless Battlemesh - eine Völkerverständigung der anderen Art.